Radon ist ein unsichtbares, geruchloses und radioaktives Edelgas, das natürlicherweise im Boden vorkommt und in Gebäude eindringen kann. In einigen Regionen Deutschlands, sogenannten Radon-Risikogebieten, ist die Radonkonzentration besonders hoch. Allerdings kann Radon auch in Gebieten außerhalb dieser Risikozonen in gefährlichen Konzentrationen auftreten. Es ist daher wichtig zu wissen, wo die Radonbelastung am höchsten ist und wie man sich in betroffenen Gebieten schützen kann. In diesem Artikel erfährst du, wo in Deutschland die Radonkonzentration erhöht ist, welche Regionen besonders gefährdet sind und warum auch außerhalb dieser Gebiete Vorsicht geboten ist.
Was beeinflusst die Radonbelastung?
Die Radonbelastung hängt in erster Linie von der geologischen Beschaffenheit des Bodens ab. Radon entsteht durch den Zerfall von Uran im Boden, das in verschiedenen Gesteinen vorkommt. Regionen mit uranreichem Gestein, wie Granit oder Schiefer, weisen höhere Radonkonzentrationen auf. Da Radon leicht durch Risse und Spalten im Fundament von Gebäuden eindringen kann, sind Häuser in diesen Regionen besonders anfällig.
Radon-Risikogebiete in Deutschland
In Deutschland gibt es mehrere Regionen, die als Radon-Risikogebiete bekannt sind. In diesen Gebieten ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass Radon in gefährlichen Konzentrationen in Gebäude eindringt. Zu den bekanntesten Radon-Hotspots gehören:
1. Südlicher Schwarzwald
Der südliche Schwarzwald in Baden-Württemberg ist eines der Gebiete mit den höchsten Radonkonzentrationen in Deutschland. Die geologischen Bedingungen, insbesondere das Granitgestein, führen dazu, dass viel Radon aus dem Boden freigesetzt wird. Besonders in schlecht belüfteten Kellern und Erdgeschossen kann sich Radon anreichern.
2. Bayerischer Wald
Auch der Bayerische Wald in Bayern ist für seine hohe Radonbelastung bekannt. Die uranreichen Granitvorkommen in dieser Region tragen zur verstärkten Radonfreisetzung bei. In vielen Häusern, insbesondere älteren Gebäuden mit unzureichender Abdichtung, kann die Radonkonzentration gefährlich hoch werden.
3. Erzgebirge
Das Erzgebirge, das sich entlang der Grenze zwischen Sachsen und Tschechien erstreckt, ist aufgrund seiner Uranvorkommen eine Region mit besonders hoher Radonbelastung. Hier war der Uranbergbau jahrzehntelang aktiv, was zusätzlich zur natürlichen Radonbelastung beiträgt. Die Radonwerte in dieser Region gehören zu den höchsten in Deutschland.
4. Thüringer Wald
Der Thüringer Wald ist eine weitere Region, die aufgrund ihres geologischen Untergrunds mit hohen Radonwerten konfrontiert ist. Häuser, die auf uranreichen Gesteinsformationen stehen, können besonders hohe Radonwerte in ihren Kellern und Erdgeschossen aufweisen.
5. Fichtelgebirge
Das Fichtelgebirge im Nordosten Bayerns ist ebenfalls eine Region, in der aufgrund der geologischen Zusammensetzung des Bodens hohe Radonkonzentrationen auftreten. Auch hier ist der Granitanteil im Boden hoch, was zu einer verstärkten Freisetzung von Radon führt.
Radonbelastung außerhalb der Risikogebiete
Auch wenn die oben genannten Regionen als Radon-Hotspots gelten, bedeutet dies nicht, dass außerhalb dieser Gebiete keine Radonbelastung auftreten kann. Tatsächlich kann Radon in fast jeder Region Deutschlands in erhöhten Konzentrationen vorkommen, abhängig von der Beschaffenheit des Bodens und der Bauweise von Gebäuden. Es gibt zahlreiche Beispiele von Häusern in vermeintlich „sicheren“ Gebieten, die dennoch gefährlich hohe Radonkonzentrationen aufweisen. Das liegt daran, dass auch in Gebieten ohne bekannte uranreiche Gesteine lokale Faktoren wie Bodenspalten oder Grundwasserwege zu einer erhöhten Radonfreisetzung führen können.
Ein entscheidender Faktor ist dabei die Bauweise des Hauses. Besonders ältere Häuser, die schlecht gegen aufsteigende Gase abgedichtet sind, können auch in nicht ausgewiesenen Risikogebieten höhere Radonkonzentrationen aufweisen. Daher sollte auch in weniger gefährdeten Gebieten eine Radonmessung in Betracht gezogen werden, um auf Nummer sicher zu gehen.
Warum ist Radon gefährlich?
Radon wird als gesundheitliches Risiko angesehen, weil es beim Einatmen in die Lunge gelangt und dort seine radioaktiven Zerfallsprodukte ablagert. Diese Zerfallsprodukte geben Alpha-Strahlung ab, die das Lungengewebe schädigen kann. Langfristige Exposition gegenüber Radon ist die zweithäufigste Ursache für Lungenkrebs nach dem Rauchen. Besonders gefährdet sind Menschen, die viele Stunden in radonbelasteten Räumen verbringen, wie zum Beispiel in schlecht belüfteten Kellern oder Erdgeschossen.
Wie wird Radon gemessen?
Die Radonkonzentration wird in Becquerel pro Kubikmeter Luft (Bq/m³) gemessen. Die durchschnittliche Radonkonzentration im Freien liegt bei etwa 10 Bq/m³, in Innenräumen kann sie jedoch deutlich höher sein. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt, dass die Radonkonzentration in Innenräumen 100 Bq/m³ nicht überschreiten sollte. In Deutschland gilt ein gesetzlicher Referenzwert von 300 Bq/m³. Gebäude, in denen dieser Wert überschritten wird, sollten Maßnahmen zur Reduzierung der Radonkonzentration ergreifen.
Was können Bewohner in Radongebieten tun?
Wenn du in einem bekannten Radon-Risikogebiet lebst oder den Verdacht hast, dass dein Haus eine erhöhte Radonkonzentration aufweist, solltest du aktiv werden. Es gibt mehrere Möglichkeiten, um die Radonbelastung zu verringern:
1. Radonmessungen durchführen
Der erste Schritt ist, die Radonkonzentration in deinem Haus zu messen. Es gibt Radonmessgeräte, die du entweder kurzfristig oder langfristig verwenden kannst. Langzeitmessungen über mehrere Monate sind genauer, da sie die Schwankungen der Radonwerte über das Jahr hinweg erfassen.
2. Regelmäßiges Lüften
Eine einfache Maßnahme zur Reduzierung der Radonbelastung ist regelmäßiges Lüften. Besonders in Kellern und Erdgeschossen sollte für einen ausreichenden Luftaustausch gesorgt werden, um das Radon nach draußen zu leiten.
3. Risse und Spalten abdichten
Durch Risse im Fundament oder undichte Stellen an Rohrdurchführungen kann Radon in das Haus gelangen. Diese Stellen sollten sorgfältig abgedichtet werden, um den Radoneintritt zu verringern.
4. Installation von Radonabsaugsystemen
In stark betroffenen Gebieten kann es notwendig sein, ein Radonabsaugsystem zu installieren. Diese Systeme saugen das Radon unter dem Gebäude ab und leiten es nach draußen, bevor es in die Innenräume gelangt.
5. Neubauten radonsicher gestalten
In Radon-Risikogebieten sollten Neubauten von Anfang an radonsicher geplant werden. Dazu gehören dichte Bodenplatten und gut abgedichtete Rohrleitungen, die verhindern, dass Radon ins Gebäude eindringen kann.
Gesetzliche Regelungen zur Radonbelastung in Deutschland
Seit 2018 gibt es in Deutschland gesetzliche Regelungen zur Radonbelastung in Innenräumen, die im Strahlenschutzgesetz festgelegt sind. In Radon-Risikogebieten sind bestimmte Gebäude wie Arbeitsplätze und Schulen verpflichtet, regelmäßige Radonmessungen durchzuführen. Auch für private Haushalte gelten Empfehlungen, insbesondere in Risikogebieten.
Fazit: Wo ist die Radonbelastung in Deutschland am höchsten?
Die Radonbelastung in Deutschland ist vor allem in geologisch aktiven Regionen wie dem südlichen Schwarzwald, dem Bayerischen Wald, dem Erzgebirge, dem Thüringer Wald und dem Fichtelgebirge besonders hoch. Doch auch außerhalb dieser bekannten Radon-Risikogebiete kann Radon in erhöhten Konzentrationen auftreten. Es ist daher ratsam, die Radonbelastung regelmäßig zu messen, besonders in schlecht belüfteten Räumen und älteren Gebäuden. Mit einfachen Maßnahmen wie Lüften, Abdichten von Rissen und der Installation von Radonabsaugsystemen können Bewohner die Radonbelastung deutlich reduzieren und so das Risiko gesundheitlicher Schäden minimieren.